§ 85. Das Heer im Lager.
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verziert war und das Monogramm des Namens Christi ein-
gewoben trug.
Das Feldzeichen verlieren, galt für schimpflich (magnum crimen Orid. fast. 3, 114). Der Signifer, der es aus eigener Schuld verlor, wurde enthauptet 1. In der Schlacht am Trasimenus vergrub der Fahnenträger den Adler mit seinem Schwerte, und im Teutoburger Walde verbarg sich der Fähndrich mit dem Adler in einem Sumpfe.
Der Soldat schwur bei den signa.
Anmerkung 1. Vexilla und vexillarii bedeutet, namentlich bei Tacitus, öfters ein einzelnes Truppencorps, das zu bestimmten Zwecken, z. B. zu Strafsen- und Brückenbau detachirt, unter einem Fähnchen (vexillum) arbeitete. Ebenso wurden aus den Legionen Detachements ausgezogen und als vexilla (vexillarii) an gefährliche Orte entsendet. Siehe Tac. hist. 1, 6. 31. 41. Oder es bedeutet vexillum eine Abteilung Veteranen. (S. § 79 und Tac. annal. 1, 17. 26. 36. 39. 3, 21 u. ö.)
Anmerkung 2. Da die Feldzeichen die Bewegung für die Truppen angeben, so bildeten sich zahlreiche Redensarten mit dem Worte signa. So signa convellere (conferre, evellere, tollere) = auf brechen; signa inferre — angreifen; signa profe?'re (promovere) = vorrücken; signa conferre = handgemein werden, fechten und sich sammeln; signa statuere = Halt machen; signa figere — ein Lager schlagen; signa habere = gelagert sein; signa con-vertere — Kehrt machen; signa cleserere oder a signis discedere — davon-laufen; signa referre = sich zarückziehen; sub signis ducere — in Reihe und Glied, in die Schlacht führen. Alle diese und ähnliche Ausdrücke bei Cäsar und Livius.
Viertes Kapitel.
Das Heer in Operation.
A. Das Heer im Lager (Lagerordnung).
§ 85.
1. Die Römer pflegten ohne Xot nicht leicht im Felde zuzubringen, ohne ein Lager zu schlagen (castra ponere, facere). Ein solches diente ihnen nicht nur, um gesichert zu übernachten, sondern auch als Ausgangs- und Stützpunkt für ihre militärischen Unternehmungen. War das Heer auf dem Marsche und man mufste ein Lager errichten, so ging eine Abteilung Soldaten mit einem Augur (denn das Errichten jeder Art Ayohnung galt als religiöse Handlung), einem Tribunen, in späterer Zeit mit eigenen
1 Cues. b. G. 4, 25: desilite, inquit (aquilifer), commilitones, nisi vultis aquilam hostibus prodere; ego certe . . . meum officium praestitero.
11*
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176
§ 89. Aushebung, Dienstzeit, Sold und Unterhalt.
brücke, wie sie Cäsar (b. G. 4, 17 ff.) bei Boifh über clen Rhein erbaute. Sie ruhte auf eingerammten Balken, diese waren mit Jochen verbunden, oberhalb der Brücke Schutzbalken (Eisbrecher) und unterhalb Strebebalken eingelassen.
Fünftes Kapitel.
Der Dienst im Heere.
§ 89. Aushebung, Dienstzeit, Sold und Unterhalt.
1. Die Aushebung geschah im Bürgerheer, wie früher gezeigt worden, jedes Lustrum nach dem Census; seit 80 v. Chr. (lex Plautia Papiria) nahmen Legaten und Senatoren (conquisitores) im Aufträge des Feldherrn die Aushebung (dilectus, conscribere) vor. Körperliche Untüchtigkeit (causaria vacatio), Alter von 50 Jahren oder Ableistung der gesetzlichen Feldzüge (iusta, emerita stipen-dia), Verwaltung eines Staats- oder Priesteramtes oder Belohnung für Verdienste gewährte Befreiung vom Militärdienste (vacatio militiae). Stellvertretung gab es erst seit Trajan. Seit Augustus entzog man sich immer mehr der Aushebung und andererseits stellten sich Freiwillige (voluntarii), die den Hauptteil ihres Lebens im Heere dienten, und für das Alter eine Versorgung empfingen (Tac. ann. 4, 4). In den Provinzen nahmen jetzt kaiserliche Kommissäre die Aushebung vor.
Aufserordentliche Rekrutierungen kamen vor z. B. unter Augustus nach der Niederlage des Yarus, unter Nero, Vitellius [Tac. hist. 3, 58), Hadrian und Antonin. — Der Ausgehobene diente als Rekrut (tiro), his er ausgehildet als miles in die Legion eingestellt wurde.
2. Die regelmäfsige Dienstzeit begann mit dem 17. Lebensjahre und betrug während der Republik für den Legionär 20 einzelne Dienstjahre oder Feldzüge (legitima stipendia, legitima militia), 10 für den Reiter; in der Kaiserzeit ebenfalls 20 Jahre für die Legionen {Tac. ann. 1, 17. 78), 16 für die Prätorianer {Tac. ib.) und 25 Jahre für die Auxiliartruppen. Zehn stipendia equestria galten also gleich 20 stipendia yedestria. Nach Ableistung der gesetzlichen Dienstzeit ist man emeritus {Liv. 3, 57), dann folgte die Verabschiedung (missio honesta, exauctoratio). Abweichungen von den gesetzlichen Jahren kommen in der Kaiserzeit viele vor.
3. Sold (Stipendium, aes militare). Unter den Königen diente der Bürger ohne Entschädigung, ebenso während der Republik; sogar für Kleidung und Verköstigung mufste der Bürger selbst aufkommen und nur dem Reiter wurde sein Streitrofs (equus pub-
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Jochen Augustus Augustus Antonin
Die Kriege mit den Rmern bis zum Ende des Aufstandes der Bataver. 13
Indes reichten diese Maregeln nicht aus, um Gallien und die Rhein-grenze zu sichern. Immer wieder gingen die Germanen der den Strom. Da entschlo sich Octavian. der inzwischen zur Alleinherrschaft gelangt war (reg. 31 b. Chr. bis 14 n. Chr.), die Lnder bis zur Elbe zu unter-werfen. Zubor aber lie er die keltischen Völker, die von dem Kamme der Alpen bis zur Donau und bom Bodensee bis zum Wiener Walde wohnten, durch seine Stiefshne Drusus und Tiberius bekriegen (15 b. Chr.). Rtien und Vindelicien (Ostschweiz, Tirol, Bayern) und Norlcum (Deutsch-sterreich) wurden rmische Probinzen. Bald erhoben sich am rechten Ufer der oberen Donau und in ihrer Nhe rmische Standlager, aus denen u. a. die Städte Augsburg und Passau er-wachsen sind. Um dieselbe Zeit scheinen die Rmer die ersten Festungen am Rhein erbaut zu haben: Vetera castra (Vetera = Birten?) bei dem heutigen Xanten !, das Lager in Kln und das Lager bei der keltischen Stadt Mainz (Mogonticum Stadt des Gottes Mogon).
d) Die Eroberung Germaniens durch Drusus (129 v. Chr.). Die Aufgabe, das Land zwischen Rhein und Elbe zu erobern, lste Drusus. Er berstrkte die bereits frher angelegten Pltze durch Brckenkpfe auf dem rechten Rheinufer (Kastel bei Mainz und bielleicht Deutz bei Kln) und grndete zahlreiche neue Standlager, aus denen u. a. die Städte Koblenz, Bonn und Neu herborgegangen sind. Von seinen bier Feldzgen unternahm er die beiden ersten bort dem Lager bei Xanten, die beiden letzten von Mainz aus. Da die Germanen nicht zusammen-hielten, so wurde ein Stamm nach dem andern unterworfen. In den eroberten Landstrichen legten die Rmer Festungen an, so an der Lippe An so (bielleicht Haltern). Als Drusus auf seinem bierten Feldzug bis zur Elbe bordrang, soll ihm ein Riesenweib entgegengetreten sein, das ihm seinen baldigen Tod weissagte. Auf seinem Rckmarsch strzte er bom Pferde und erlitt einen Schenkelbruch, an dessen Folgen er starb.
e) Germanien als rmische Provinz von 9 v. Chr. bis 9 n. Chr. Was Drusus begonnen hatte, bollendete sein Bruder Tiberius. Sogar die trotzigen Sugambrer unterwarfen sich und wurden auf das linke Rheinufer in die Gegend von Xanten berpflanzt (8 b. Chr.).
Als Tiberius mit seinem Heere an der Elbe lagerte, kam, so wird erzhlt, aus dem gegenberliegenden Lande der Semnonen ein alter Germanenfrst in einem Einbaum herbergerudert. Er lie sich vor den Feldherrn führen, be= trachtete ihn lange schweigend und rief dann entzckt aus, da er nie einen glck
. ' Die Stadt Xanten (niederd. Santen, aus Ad Sanctos) entstand erst unter Kaiser Trajan als clonia Traiana; ihre Bedeutung blieb nicht weit hinter der Klns zurck.
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Extrahierte Personennamen: Octavian Drusus Tiberius Drusus Drusus Drusus Tiberius Tiberius Trajan
14 Erster Zeitraum. Bis zur Grndung des Frankenreiches durch Chlodwig.
licheren Tag erlebt als den heutigen, wo er die Götter geschaut habe, von denen er frher nur gehrt. Darauf kehrte er zu den Seinigen zurck.
Tiberius verstand es meisterhaft, die rmische Herrschaft langsam, aber fest zu begrnden. Die Shne des Cheruskerfrsten Seglmer, Arminius und Flavus ( Blondkopf), traten in das rmische Heer ein; ein anderer vornehmer Cherusker, Segestes, erhielt das rmische Brgerrecht, sein Sohn wurde Priester am Augustus-Altare der Ubierstadt, dem reli-gisen Mittelpunkte der neuen Provinz Germanien.
Nur von der oberen Elbe her drohte den Rmern Gefahr. In Bhmen hatte nmlich der Markomannenknig M a r b o d ein groes, waffengewaltiges Reich gegrndet. Tiberius beschlo seine Vernichtung. Aber gerade als er zum Schlage gegen die Markomannen ausholte, emprte sich in seinem Rcken die Provinz Pannonien (Westungarn). Dieser gnstige Augenblick, das rmische Joch abzuschtteln, wurde von den Germanen nicht benutzt. Marbod schlo Frieden mit den Rmern und blieb bei ihren spteren Kmpfen mit seinen Landsleuten parteilos. Die ?
"Vb^freiung Germaniens sollte von den niederdeutschen Stmmen ausgehen.. f) Die Befreiungskriege der Germanen unter Arminius (9 bis 16 ii. Chr.).
a) Die Schlacht im Teutoburger Walde (9 it. Chr.). Whrend Tiberius den pannonifchen Aufstand niederwarf, wurde Publius Quin-tilius Varus, ein Verwandter des Kaisers Augnstus, Statthalter in Germanien. Er hatte vorher die reiche Provinz Syrien ausgebeutet und glaubte nun die freiheitsliebenden Deutschen ebenso behandeln zu drfen wie die an Knechtschaft gewhnten Morgenlnder. Den tiefsten Groll erregte er dadurch, da er in rmischer Sprache und nach rmischen Gesetzen Gericht abhielt, und da er durch seine Viktoren Zchtigung und Todesstrafe vollstrecken lie. Besonders den Cheruskern waren die rmischen Ruten und Beile auf das uerste verhat.
Aus diesem Volksstamme ging der Mann hervor, der die nationale Unabhngigkeit der Germanen rettete. Es war Arminius, der Sohn des Segimer. Als Anfhrer einer cheruskifchen Abteilung hatte er im rmischen Heere gedient; das rmische Brgerrecht und die Ritterwrde waren sein Lohn. Doch das Vaterland stand ihm hher als Ehren und Auszeichnungen, die der Landesfeind verlieh. Entschlossen, tapfer und weitblickend, wurde er, ein Jngling von 25 Jahren, das Haupt einer Verschwrung, zu der zahlreiche Edle der Cherusker und benachbarter Volksstmme gehrten.
Varus, den der Rmerfreund Segestes vergebens warnte, hielt in dem Sommerlager an der Weser (bei Minden) wie gewhnlich
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Extrahierte Ortsnamen: Germanien Germaniens Germanien Minden
16 Erster Zeitraum. Bis zur Grndung des Frankenreiches durch Chlodwig.
rettete nur mit knapper Not sein Leben. Nach einem zweiten Siege er-richtete Germanicus eine Sule mit der stolzen Inschrift, da er die Völker zwischen Rhein und Elbe unterworfen habe.
Doch das Land war nicht beruhigt, und die kriegerischen Erfolge wurden mit groen Verlusten erkauft. Als nun Germanicus zu einem vierten Zuge rstete, berief ihn der Kaiser Tiberius (1437) ab, indem er, gesttzt auf seine langjhrige Erfahrung, erklrte, man knne die Germanen ruhig ihren inneren Zwistigkeiten berlassen. Bei dem glnzenden Triumphe des Germanicus wurden Thusnelda und ihr Sohn Thumelicus auf-gefhrt. Beide lebten fortan zu Ravenna.
g) Das Ende des Marbod und des Arminius. Kaum war die Gefahr eines neuen Angriffes der Rmer beseitigt, als die Flamme der Zwietracht unter den Germanen hell aufloderte. Es kam zum Kriege zwischen Marbod und Armin. Nach einer unentschiedenen Schlacht zog sich Marbod zurck. Als bald nachher ein Aufstand in seinem Reiche ausbrach, flchtete er zum Kaiser Tiberius und erhielt von diesem Ra-venna als Aufenthaltsort angewiesen (19 n. Chr.). Hier ist er 18 Jahre spter gestorben.
In der berzeugung, da nur eine feste staatliche Einheit seinem Volke die Freiheit von fremdem Joche verbrge, wollte Arminius seine vorber-gehende Stellung als Herzog in die dauernde eines Knigs verwandeln. Diesen Versuch mute er mit dem Tode den; er wurde von seinen Verwandten meuchlings ermordet (21 n. Chr.). So endigte der Befreier Germaniens", wie Tacitus ihn nennt, in einem Alter von 37 Jahren. Bei seinem Volke lebte er im Heibenliebe fort, und unsere Zeit hat ihm auf der Sttte seines weltgeschichtlichen Sieges ein gro-artiges Denkmal errichtet (vgl. S. 15).
h) Die Regelung der Rheingrenze durch den Kaiser Tiberius. Das wichtigste Ergebnis der Befreiungskmpfe der Germanen war der end-gltige Verzicht der Rmer auf die Unterwerfung der ostrheinischen Lande. Bei der Regelung der Grenze wurden am linken Rheinufer die Provinzen Ob^r- und Unter-Germanien mit den Hauptstdten Mainz und Kln eingerichtet. Mainz eignete sich als Ausfallstor gegen die mittel-deutschen Stmme. Die Ubierstadt, welche unter dem Kaiser Claudius (4154) sich zur Colonia Claudia ra Agrippinensis entwickelte (vgl. Alte Gesch. S. 142), hatte neben Vetera castra die gleiche Bedeutung fr Nieder-Deutschland. Zu Unter-Germanien gehrte die Rheinflotte, die bei Alteburg, 2 km sdlich von Kln, ihr Lager hatte.
Am rechten Ufer lie man dort, wo die Berge nicht an den Flu herantreten (im heutigen Baden und am Niederrhein), einen Streifen als
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig Germanicus Germanicus Tiberius Armin Tiberius Tiberius Tiberius Claudius_( Claudia_ra_Agrippinensis
Die Deutschen zur Zeit der ersten Kmpfe mit den Rmern.
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a) Die Wohnsitze der germanischen Bevlkerung nach ihrer Ein-Wanderung. Den alten Deutschen fehlte das lebendige Bewutsein der nationalen Zusammengehrigkeit. Denn wenn sie auch durch ihr ueres, ihre Sprache und Sitte, Religion und Verfassung sich als Shne desselben Volkes bekundeten, so hatten sie doch nicht einmal das Bedrfnis eines gemeinsamen Namens (S. 5)1. Sie zerfielen in eine Menge von einzelnen Stmmen, die sich fast bestndig befehdeten und oft sogar mit dem gemeinsamen Feinde des Landes, z. B. den Rmern, in Ver-bindung traten. Diese Neigung der Deutschen zur Vereinzelung und Absonderung (Partikularismus ondertum) kann geradezu als eine Eigentmlichkeit unseres Volkes bezeichnet werden, die es im Laufe der Geschichte oft schwer hat den mssen (vgl. S. 4).
Man unterscheidet zunchst zwei groe Gruppen: die West- und die Ostgermanen. Jene wohnten lngs des Rheins bis in die Elbgegenden; sie gewhnten sich schon frh, besonders nach der Absperrung der Grenzen durch die Rmer, an ein sehaftes Leben. Diese hausten unstet in den weiten Ebenen vom linken Ufer der Elbe bis zum rechten Ufer der Weichsel als Halbnomaden und blieben fortwhrend zur Auswanderung geneigt.
Von den Westgermanen sind die wichtigsten: die Bataver im Rheindelta, die Friesen von der Rheinmndung bis zur Ems, die Usipeter und Tenkterer an der unteren Lippe, spter weiter sdlich bis zur Lahn, die Sugambrer an der Sieg, seit dem Jahre 8 v. Chr. am linken Rheinufer sdlich von den Batavern (S. 13), die Ubier an der Lahn, seit dem Jahre 38 v. Chr. in der Gegend des heutigen Kln (S. 12), die Chatten ir^ Hessen-Nassau um Werra und Fulda, die Cherusker am Nordabhange des Harzes bis zum Teutoburger Walde (Osning).
Zu den Ostgermanen gehren u. a. die Markomannen in Bhmen, die Quaden in Mhren, die Wandalen in Schlesien, die Semnonen in Brandenburg, die Burgunder in Posen, die Goten in Ostpreuen, vielleicht auch die Langobarden (Männer mit langen Schilden oder mit langen xten) an der unteren Elbe um Lneburg.
b) Zustnde bei den Germanen.
a) Staatliche Einrichtungen (Stnde, Verfassung, Gerichts- und Heerwesen). Whrend wir heute nur gleichberechtigte Staatsbrger kennen, finden wir bei den alten Deutschen, wie bei den Griechen und Rmern, ver-schiedene Bevlkerungsklassen und Stnde2 vor:
1 Das dunkle Gefhl der Blutsverwandtschaft spricht sich in der Sage von dem gemeinsamen Stammvater Mannus (Urmensch) aus.
2 Neben der politischen (staatlichen) hat das Wort eine soziale (gesell-schaftliche) Bedeutung; es bezeichnet dann die nach Beschftigung (Beruf) und Ver-
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12 Erster Zeitraum. Bis zur Grndung des Frankenreiches durch Chlodwig.
3. Die Kriege der Germanen mit den Wmern is zum Knde des Ausstandes der Wataver (113 v. Ghr. is 70 n. hr.).
113 a) Der Zug der Cimbern und Teutonen oder der erste Einbruch jqj der Germanen in das rmische Reich. Jahrhunderte vor dem Beginn der allgemeinen Wanderung der Germanen nach dem rmischen Reiche der-suchten die Cimbern und Teutonen Wohnsitze in den warmen und frucht-baren Mittelmeerlndern zu erlangen. Der Versuch endigte mit der gnz-lichen Vernichtung der beiden Völker. Auf den Schlachtfeldern von Aqu Sexti (102) und Vercell (101) verblutete die rohe Kraft tapferer Naturmenschen unter dem Schwerte der von C. Marius tchtig geschulten und trefflich gefhrten Legionen (vgl. Alte Gesch. S. 119).
b) Der Kampf der Germanen mit Csar um den Besitz Galliens (5853). Schon vor dem Zuge der Cimbern und Teutonen hatten sich im nrdlichen Gallien germanische Stmme niedergelassen. Dann fhrte der Suebenknig1 Ariovist, von den zwietrchtigen Galliern herbeigerufen, immer neue Scharen der den Oberrhein (7158). Wurde dem kein Einhalt geboten, so mute Gallien in kurzer Zeit germanisch werden. Diese Gefahr fr den rmischen Staat erkannte der Neffe des Marius,
58 C. Julius Csar. Er schlug den Ariovist bei Mlhausen im Elsa und trieb die Sueben der den Rhein zurck. Drei Jahre spter, nachdem er inzwischen ganz Gallien unterworfen hatte, vernichtete er die der den Niederrhein vorgedrungenen Stmme der Usipeter und Tenkterer bis auf die Reiterei, welche zu den Sugambrern flchtete (55). Um diesen Siegen noch mehr Nachdruck zu geben, ging er zweimal der den Rhein (vgl. Alte Gesch. S. 129 ff).
Gallien gehrte jetzt den Rmern; sie wurden nun statt der Kelten auf Jahrhunderte die Nachbarn der Germanen. Der Rhein war vom Bodensee bis zu seiner Mndung die westliche Grenze Deutschlands.
c) Die Sicherung der rmischen Rheingrenze und die Vorbereitungen zur Unterwerfung Germaniens (3812 v. Chr.). Csar hatte bereits im Elsa und in den Gegenden, wo jetzt die Städte Speier und Worms liegen, germanische Völker als Hter des Grenzstromes an-gesiedelt. Was er begonnen, setzte C. Julius Csar Octavianus fort. Dessen Berater und Helfer M. Vipfanius Agrippa verpflanzte im Jahre 38 v. Chr. die Ubier nach dem linken Rheinufer. Ihr Mittel-Punkt wurde oppidum Ubiorum (= Stadt der Ubier), spter nach dem Altar des Augustus auch ara Tjbiorum genannt, das heutige Kln.
1 Sueben oder Sweben bedeutet soviel wie Wandervlker.
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig C._Marius Marius Marius Marius Julius_Csar C._Julius_Csar_Octavianus Vipfanius_Agrippa Augustus
Die Kriege mit den Rmern bis zum Ende des Aufstandes der Bataver. 15
seine Gerichtssitzungen, als pltzlich die Verschworenen hereinbrachen Alles drngte in wilder Hast nach den Toren, um die Strae nach dem Rhein und nach Aliso zu gewinnen. Auf ungebahnten Wegen zog das drei Legionen starke Heer (etwa 12 000 Mann) mit seinem Tro von Kaufleuten. Sachwaltern und Sklaven nach Westen. Der Regen go in Strmen hernieder, und aus den Wldern brachen immer neue Schwrme von Germanen hervor, welche die langgestreckten Marschkolonnen unauf-hrlich angriffen. Am dritten Tage fiel die Entscheidung, nach der ge-whnlichen Annahme im Teutoburger Walde bei Detmolds Varus 9 strzte sich vor Verzweiflung in sein Schwert. Der grte Teil des rmi=n-55r-schen Heeres fand im Kampfe den Tod, der Rest wurde gefangen genommen.
Die Rache der Sieger kehrte sich besonders gegen die gefangenen Sach-walter und Offiziere. "Die meisten wurden ans Kreuz geschlagen, lebendig be-graben oder den Gttern geopfert. Wer das Leben behielt, mute fortan niedrige Sklavendieste verrichten. In Rom frchtete man einen Angriff der Germanen auf Italien. Augustus soll wiederholt ausgerufen haben: Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!" Er dachte gar nicht daran, die ver-lorene Provinz wiederzuerobern; vielmehr beauftragte er den Tiberius, einzig und allein die Rheinlinie zu sichern.
) Der Versuch des Germamcus, Deutschland wiederzuerobern (14:16 n. Chr.). Mit dem Anfange des Jahres 13 n. Chr. erhielt des Drusus Sohn Germanicus den Oberbefehl "der die Legionen am Rhein. Sein glhendster Wunsch war, das Werk seines Vaters und die Ehre der rmischen Waffen wiederherzustellen. Deshalb erneuerte er, als der Kaiser Augustus kaum die Augen geschlossen hatte, den Krieg.'
Seine drei Feldzge richteten sich hauptschlich gegen das Land der Cherusker. Auf dem zweiten Zuge nahm er Thusnelda, die Gattin des Arminius, gefangen. Sodann besuchte er mit seinen Legionen das Schlachtfeld des Varus und lie die Gebeine der gefallenen Rmer be-statten. Auf dem dritten Zuge kam es zu einer groen Schlacht bei Jdisiaviso ( Elfenwiese) unweit der Weser. Vorher fand der den Strom hinber eine denkwrdige Unterredung zwischen Arminius und seinem Bruder Flavus statt, der noch immer im rmischen Heere diente. Die Rmer siegten; Arminius wurde schwer verwundet und
1 Nach andern Nachrichten wurde Varus von den Verschworenen in eine unweg-fame Gegend gelockt, wo eine germanische Vlkerschaft sich gegen die Rmer emprt haben sollte.
2 Hier erhebt sich jetzt auf weitausschauender Hhe das 57 m hohe Hermanns-Denkmal, erbaut von Ernst v. Bndel, eingeweiht und dem deutschen Volke ber-geben im Jahre 1875 durch Kaiser Wilhelm I. Der Name Hermann" fr unfern Nationalhelden ist zwar sehr volkstmlich, aber nicht geschichtlich beglaubigt.
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Extrahierte Personennamen: Varus Augustus Varus Varus Tiberius Germanicus Augustus Varus Varus Ernst_v Ernst Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Detmolds_Varus Rom Italien Deutschland Rhein
Die Zeit des hundertjhrigen Friedens. 17
dland liegen, auf dem keine germanischen Ansiedlungen geduldet wurden. Im Mndungsgebiet des Stromes blieben die rechtsrheinischen Stmme bis zur Ems hin (Bataver, Friesen) von Rom abhngig und muten Truppen stellen.
i) Der Freiheitskampf der Bataver unter Julius Civilis (69 bis 70 n. Chr.). Die batavischen Truppen galten als die tchtigsten und treuesten Krieger des rmischen Kaisers, der aus ihnen sogar seine Leib-wache whlte. Um so mehr wurden sie durch die Mihandlungen erbittert, die ihre Landsleute von rmischen Beamten zu erleiden hatten. Als daher nach dem Tode des Nero (69) das rmische Reich in die grten Wirren gestrzt wurde, wiegelte der Bataver Julius Civilis seine Stammesgenossen gegen die Rmer auf.
Dem Aufstande der Bataver schloffen sich mehrere rechtsrheinische Stmme an, begeistert von der Seherin Weleda, die auf einem hohen Turm an der Lippe wohnte. Auch die Bevlkerung der Provinz Unter-Germanien brachte Civilis in Aufruhr, da die Legionen in den rheinischen Standlagern meuterten. Bald darauf emprten sich noch mehrere Stmme des stlichen Galliens und riefen einen Einheimischen zum Kaiser aus.
Trotzdem gelang es dem Kaiser Vespasian, bald die Ruhe wiederherzustellen. Civilis behauptete sich noch eine Zeitlang in seinem Stammlande, willigte aber dann in einen Frieden, wonach die Bataver in das frhere Verhltnis zu den Rmern zurckkehrten. Veleda wurde als Gefangene nach Rom gefhrt.
4. |>ie Zeit des hundertjhrigen Ariedens (70166 n. Ahr.).
Die Friedenszeit, die dem batavischen Ausstande folgte und fast nur durch Kampfe mit den Chatten unterbrochen wurde, benutzten die Rmer, um die Grenze neu zu regeln und die erworbenen Grenzlande mit ihrer Kultur zu durch-dringen, während die Germanen mit den Rmern festere Handelsverbin-dngen anknpften und in den westelbischen Lndern zu voller Sehaftig-feit bergingen.
a) Die Neuordnung der Rhein- und Donaugrenze. Gegen das Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. zogen die Rmer einen Teil des rechten Rhein- und des linken Donauufers in den Bereich ihrer Herrschaft und schieden sie durch eine Militr- und Zollgrenze (lat. limes) scharf von dem Lande der Germanen. Diese verlief von Rheinbrohl der den Westerwald (Ems) und Taunus (Saalburg) nach Lorch in Wrttemberg und von da bis in die Nhe von Kehl he im an der Donau. Anfangs bestand sie aus einem Palissadenzaun, spter teils ai^s eiwqx Eioiall und Graben (Pfahlgraben) tei^aa^-Mer Mauer (vgl. Ate" Asch. S. 144146).
Mertens, Deutsche Geschichte. Ausgabe A. I. 19. u. 20. Aufl. 2
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Zeittafel'.
Seite
Einteilung der deutschen Geschichte. 1. In Anlehnung an die allgemeine Geschichte kann man unterscheiden: die lteste Zeit, das Mittel-alter und die Neuzeit. 2. Vom Standpunkte unserer nationalen Entwicklung empfiehlt sich die Einteilung in neun Zeitrume.
Erster Zeitraum.
Bis 481 n. Chr. Von der ltesten Zeit bis zur Grndung des Franken-reiches durch Chlodwig. Die deutschen Stmme in ihrer Vereinzelung . ........532
Um 330 v. Chr. Das erste geschichtlich bezeugte Vorkommen der Ger-
manen zwischen Rhein und Elbe...... 6
113101 Zug der Cimbern und Teutonen in das rmische Reich.
Ihre Vernichtung bei Aqu Sexti (102) und bei Vercell (101) 12 58 Csar besiegt den Ariovist bei Mlhausen. Der Rhein Deutsch-
lands Grenze...........
9 n. Chr. Arminins besiegt den Varus im Teutoburger
Walde..................15
166 Einbruch der Markomannen in das rmische Reich (Vorspiel der
Vlkerwanderung)............19
375 Einfall der Hunnen in Europa. Beginn der Vlker-Wanderung (Auswanderung der Ostgermanen, Ausbreitung der Westgermanen). Drei Jahre spter Schlacht bei Adrianopel . 2223
410 Die Westgoten unter Alarich in Rom.....24
451 Der Hunnenknig Attila wird auf den Katalaunischen Feldern von
einem rmisch-germanischen Heere besiegt.....27
476 Der Germane Odoaker macht dem westrmischen Reiche ein Ende 28
Zweiter Zeitraum.
481843 Von der Grndung des Frankenreiches bis zu seiner Teilung im Vertrage von Verdnn. Die Westgermanen mit Romanen in
einem Staate vereinigt...........5g
481511 Der Merowinger Chlodwig, der Grnder des Franken-
reiches . 32_34
529 Stiftung des Benediktinerordens ..... 42
622 Beginn der mohammedanischen Zeitrechnung ... 29
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig Varus Attila Germane_Odoaker Merowinger_Chlodwig Chlodwig